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Immer ein offenes Ohr

Die Nachbarschaftshilfe Kolbermoor feiert 35-jähriges Jubiläum!

Es gibt Einrichtungen und Vereine, die sind aus dem Stadtleben Kolbermoors nicht mehr wegzudenken. Wurde die Nachbarschaftshilfe Kolbermoor e.V. im Juni 1986 mit dem Ziel gegründet, den alten und kranken Menschen zu helfen, ist der Verein mittlerweile eine ganz wichtige Stütze im Sozialleben, ein verlässlicher Partner für die pflegebedürftigen Personen in der Stadt. Gertraud Schiffer leitet seit fünf Jahren die Geschäfte der Nachbarschaftshilfe und benennt die Unterschiede zu den anderen kommerziellen Pflegediensten der Region: „Wir sind als gemeinnütziger Verein schon der Wirtschaftlichkeit verpflichtet, trotzdem geht es bei uns nicht in erster Linie um Gewinnmaximierung.“ Das bedeutet in der Praxis: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nicht durch den Dienst gehetzt und nehmen sich bei Bedarf gerne etwas mehr Zeit für die ihnen anvertrauten Menschen. Denn oft ist miteinander Reden und Zuhören wichtiger als jede hauswirtschaftliche und medizinische Pflege.

Worauf die Geschäftsführerin besonders stolz ist, sind die zusätzlichen ehrenamtlichen Angebote der Nachbarschaftshilfe. Als besonders hilfreich hat sich hier der kostenlose Besuchs- dienst für ältere Menschen zuhause oder im Seniorenheim erwiesen. In Zusammenarbeit mit den Kolbermoorer Kirchengemeinden geben die Mitarbeiter betagten und kranken Menschen die Zuwendung, die ihnen im Alltag sonst fehlen würde. ()b Zeit zum Reden, ein gemeinsamer Spaziergang, eine Vorlesestunde oder ein Spielenachmittag die ehrenamtlichen Helfer der Nachbarschaftshilfe versuchen, den besuchten Personen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie brauchen. Dieses beliebte Angebot war in den vergangenen Monaten während der Lockdowns sehr eingeschränkt, doch mittlerweile sind die wöchentlichen Besuche wieder gestartet. Auch das ehrenamtliche Projekt „Helfende Hand“ wurde von der Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. Dabei unterstützen Gertraud Schiffer und ihr Team vor allem weniger gut situierte Menschen, indem sie ihnen Arbeiten im Haushalt abnehmen, die sie selbst nicht mehr erledigen oder bezahlen können. Darüber hinaus hat die Geschäftsführerin eine Ausbildung zur Gedächtnistrainerin gemacht und bietet nun Kolbermoorer Bürgern ebenfalls ehrenamtlich an, ihre grauen Zellen in Schwung zu halten. Der Bedarf an den Dienstleistungen der Nachbarschaftshilfe ist groß.

20 Mitarbeiter betreuen zwischen 70 bis 80 Menschen. Mehr Kapazitäten sind momentan nicht drin es fehlt schlicht und ergreifend am Personal. Deshalb sucht der Verein noch neue, fähige Pflegekräfte, die ins Team mit einsteigen können. Sie dürfen sich auf ein neues Domizil freuen. Die Nachbarschaftshilfe wird nach Abschluss der Umbaumaßnahmen von den Räumlichkeiten in der Rosenheimer Straße in die renovierte St.-Anna-Apotheke umziehen. Die Aufgaben für das Pflegepersonal sind vielfältig. Neben der medizinischen Betreuung nach SGB V zählen auch die pflegerische Betreuung nach SGB XI, die Beratung im Umgang mit Demenzkranken, die hauswirtschaftliche Versorgung oder Gruppengespräche für Angehörige am runden Tisch zu den Themenfeldern des Vereins.

Gertraud Schiller selbst übernimmt auch Erstgespräche. Hilft bei Anträgen und dem Ausfüllen von Formularen und organisiert Ortstermine mit Hausärzten und den Seniorenbeauftragten zur Einschätzung des Hilfebedarfs. Das alles untersteht vor allem dem Ziel, dass die Bürger Kolbermoors so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung selbstbestimmt leben können. Als Beispiel dafür fällt der Geschäftsführerin der Fall einer sehr alten Patientin ein: „Die bekommt zwar in einigen Dingen wie An- und Ausziehen unsere Unterstützung, doch sie ist noch im hohen Alter so fit, dass sie Zuhause leben kann und dort selber noch Staub wischt und putzt.“ Dass die Arbeit der Nachbarschaftshilfe so gut klappt, ist auch ein Verdienst der Stadt.

„Im und vom Rathaus bekommen wir sehr viel Hilfe“, erzählt Schiffer. „Da geht es oft sehr schnell und unbürokratisch.“ Auch die Zusammenarbeit mit den Nachbarschaftshilfen der umliegenden Gemeinden klappt reibungslos. Und so können die Mitarbeiter in Kolbermoor jeden Tag aufs Neue die Philosophie des Vereins in die Praxis umsetzen: „Unseren Patienten muss es bis zum Schluss so gut wie möglich gehen.“ af  (Text aus dem Wendelstein  Anzeiger Ausgabe 6 August 2021)